2. Vortrag im Jubiläumsjahr: Die Rückkehr des Wolfes
Mit Schlagzeilen wie “Helfen Schüsse, Schutzhunde oder
Elektroschocks, das Märchen vom bösen Wolf, Schafe schützen, bringt mehr als
Wölfe schießen“ usw. eröffnete Günter Trapp, Wolfsreferent des LBV
Aschaffenburg Miltenberg, seinen spannenden Vortrag.
Der Wolf war einmal das weitverbreitetste Raubtier der Welt.
Heute gibt es in Europa noch 10 verschiedene Arten. Im 16./17. Jahrhundert galt
es als „Christenpflicht“ den Wolf mit bestialischen Mitteln zu jagen und zu
töten. Man baute auch sogenannte Wolfsgruben. Eine davon ist noch heute in der
Nähe des Schullandheimes Hobbach zu sehen.1746 oder 1783, das weiß man nicht
mehr so genau, wurde der letzte Wolf im Spessart getötet. Ab 1904 galt
Deutschland als "wolfsfrei".
Den ersten Nachwuchs gab es erst wieder im Jahre 2000 auf dem
Truppenübungsplatz in der Oberlausitz. Nach der letzten Schätzung leben
momentan 184 Rudel, 47 Paare, 22 Einzelwölfe und 634 Welpen in Deutschland. In
Bayern aktuell 6 Rudel, ein Paar und 2 Einzeltiere. Die meisten Wölfe sterben
durch den Verkehr, mindestens 125 im letzten Jahr.
In verschieden Abkommen und Konventionen sind die Wölfe als streng geschützt
eingestuft. Das Territorium eines Tieres umfasst ungefähr 200 KM², was
bedeutet, dass in Deutschland Platz für 700 bis 1400 Wolfsterritorien wäre. Der
Wolf ist ein recht stattliches Tier und kann es einschließlich Schwanz zu einer
Länge von bis zu 140 cm bringen. Seine Schulterhöhe liegt zwischen 60 und 90 cm
und sein Gewicht zwischen 30 und fast 70 kg.
Durchschnittlich ist das Tier täglich ungefähr 30 bis 70 km
unterwegs. Ein Wolf in Weißrussland lief in 159 Tagen erstaunliche 1500 km. Die
Lebenserwartung liegt bei 8 bis 13 Jahren, allerdings kann er in Gehegen bis zu
20 Jahre alt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die jahrelange Aufzucht von
Wölfen in der Kleinauheimer Fasanerie.
Wölfe paaren sich nur einmal im Jahr. Nach einer Tragzeit
von 62 Tagen bringen sie 4 bis 6 Welpen zur Welt, die das Skelettwachstum nach
einem Jahr beendet haben und sich von der Körpergröße den erwachsenen Tieren
angepasst haben. Die Welpensterblichkeit und die Mortalität während der
Wanderung ist mit fast 60% recht hoch. Noch in 16 Km-Entfernung ist ihr Heulen
zu hören, ihre Beute können sie in fast 3 km noch riechen. Geräusche
differenzieren sie auf ungefähr 10 km. Ihre Nahrung besteht zu fast 60% aus
Rehen, 18% Wildschweinen, 21 % Rot- und Damwild. Wölfe jagen und töten Tiere,
die sie am leichtesten und gefahrlos erbeuten können, auch kranke Tiere.
Der zweite Referent des Abends, Matthias Braun, Beauftragter der großen
Beutegreifer, erklärt dazu, dass auch er die Befürchtungen der Züchter ernst
nehme und ein guter Weidezaun viel Unheil verhindern könne. Dafür gibt es recht
gute Förderprogramme zur Anschaffung, allerdings bleibt die Arbeit der
Aufstellung beim Weidetierhalter. Da Wölfe sehr lernfähig sind, werden sie,
falls der Zaun zu niedrig oder nicht genug Spannung hat, immer wieder leichte
Beute machen. Er erzählte auch von den Goldschakalsichtungen und DNA-Analysen
in unserer Region.
Bei den bisherigen Übergriffen von Wölfen gab es bei
ungefähr 75 % keinen ausreichenden Herdenschutz. In den europäischen Ländern,
in denen der Wolf nie ausgerottet wurde, leben die Menschen schon immer mit dem
ihm. Was wir uns merken sollten ist, dass Wölfe Menschen meiden, aber nicht
menschliche Strukturen und Wölfe leben nicht nur im Wald und sind auch keine
Fluchttiere. Im Gegenteil: gerade junge Wölfe sind extrem neugierig und
unerfahren. Natürlich müssen Hunde im Wolfsgebiet und nicht nur da angeleint
werden.
Die rund 70 Teilnehmer*innen des Vortrags konnten im Anschluss verschiedene
Präparate, u.a. auch ein Wolfsfell von einem Kleinhauheimer Wolf begutachten.
Fotos: Otto Grünewald